Einladung Kunstgezeiten 10
Wo der Wind Geschichten erzählt...
Kunstausstellung vom 13.- 28. September 2025
Vernissage
Samstag, 13. September 2025
18.00 Uhr
Begrüßung
Rico Mecklenburg
Präsident der
Ostfriesischen Landschaft
Laudatio
Sarah Byl
Kunsthistorikerin M.A.
Musikalische Begleitung
Christine Stengert
Piano
- Marion Breidbach
- Jo Frömbgen
- Iris Gess
- Michaela Gottschalk
- Johan Meeske
- Richarda Menger
- Michael Schildmann
- Renate Schildmann
- Katja Swezerijnen
Sammlung Willy Ludwig Bitter
ÖFFNUNGSZEITEN
Samstag, 13. September 2025 ab 18.00 Uhr Vernissage, Ende offen
Sonntag, 14. September 2025, Tag des offenen Denkmals, von 12.00 bis 18.00 Uhr
täglich außer montags von 14.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag, 28. September 2025 ab 14.00 Uhr geöffnet, ab 17.00 Uhr Finissage/Konzert
Eröffnungsrede von Sarah Byl
„Ausstellungen sind Erzählung im Raum.“
Ausstellungen
funktionieren wie Geschichten, bei denen Objekte, Texte und Bilder
eine Erzählung bilden, die uns Besucher:innen ein tieferes
Verständnis ermöglichen und im besten Falle eine emotionale
Verbindung zu dem Thema knüpfen lassen.
Die
hier in der Kunstscheune gezeigten Kunstwerke erzählen uns von
unterschiedlichsten Landschaften, der Liebe zur Natur, der
Faszination ihr gegenüber. Sie erzählen vom Wind, der die
Landschaft formt und ihr vor allem hier in Ostfriesland ihren
Charakter verleiht.
Wie
sie sich vielleicht vorstellen können birgt die visuell fassbare
Darstellung von Wind in der bildenden Kunst ein paar Schwierigkeiten.
Der Wind als ein unsichtbares Element, das an sich keine feste Form
annimmt oder sich mit einer Farbe klar beschreiben lässt. Er ist
zwar da, aber gibt sich nicht unmittelbar zu erkennen.
„Wo
der Wind Geschichten erzählt…“ ist der Titel dieser 10.
Kunstgezeiten Ausstellung in der Kunstscheune von Iris Gess, zu der
ich Sie alle ganz herzlich begrüßen möchte.
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Insgesamt
10 Künstler:innen aus Ostfriesland und Nordrheinwestfalen haben mit
ihren unterschiedlichen Werken diese Ausstellung bestückt und lassen
uns als Betrachtende an ihrer Perspektive auf dieses Thema teilhaben.
Mich
interessiert wie ihr persönlicher Bezug zum Wind oder zur Landschaft
aussieht.
Was
ihre ganz eigenen Themen sind, welche Techniken sie dafür gewählt
und welche Sprache sie benutzt haben; ob in den unterschiedlichen
Regionen Deutschlands das Thema anders bearbeitet wird?
Von
der Malerei in verschiedenen Nasstechniken, über die Fotografie, der
Keramik und der Holz- sowie Steinbildhauerei sind alle Techniken
vertreten.
Die
Kunstwerke offenbaren ihre Botschaft auf direkte oder subtile Weise,
abstrakt, stark reduziert oder naturalistisch. Ausgelegt auf die
frontale Ansicht oder auf die Betrachtung von allen Seiten, den Raum
miteinbeziehend.
Im
Folgenden möchte ich Sie gerne an meinen Gedanken zu den einzelnen
Künstler:innen teilhaben lassen. Damit Sie mir besser folgen können
und wir nicht zu viele gedankliche Sprünge einlegen müssen, habe
ich meine Überlegungen an den Techniken orientiert.
Aufgrund
der Zeit und der Anzahl der Künstler:innen verzichte ich auf
biografische Daten, die bei Interesse dem Ausstellungsdisplay zu
entnehmen wären.
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Beginnen
möchte ich mit den Landschaftsaquarellen von Marion
Breidbach
und Johan
Meeske.
Die Malereien der beiden könnten in ihrer Wirkung unterschiedlicher
nicht sein. Hier
trifft überlegte und gezielte Pinselführung auf absolute
Spontanität und freien Gestus.
Breidbachs
Malereien beschreiben bestimmte landschaftliche Situationen, die
wiedererkennbar und den meisten von uns bekannt sein dürften (wie
z.B. der Blick durch die Dünen aufs Meer oder die Gondolieri in
Venedig).
Das
Besondere
daran, ist ihre Art der Wiedergabe. In ihren Werken hebt Breidbach
ausgewählte
Bereiche durch eine klare und detailliertere Malweise deutlich
hervor. Im Rest der Szene dominieren verschwommene Konturen und
verwaschene Formen.
Dies
in Verbindung mit einer gezielten Lichtstimmung, erzeugt durch den
Kontrast von warmen Farben und Weißflächen, verleiht Breidbachs
Werken eine verwunschene Atmosphäre.
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Bei
Meeskes
Landschaften hingegen steht nicht die Wiederkennbarkeit, sondern die
eigene Emotion des Künstlers beim Erleben einer solchen im Fokus.
Dies unterstreicht nicht nur der spontane, freie Pinselstrich, der
keinen Wert auf eine naturalistische Wiedergabe legt, sondern auch
die großformatige Anlage seiner Werke, die nur Plein-Air, also
direkt vor Ort entstehen.
Meeskes
Arbeiten zeugen von dem schnellen Erkennen und Erfassen der ihn
umgebenden Landschaft, in der der Himmel, Wasser und Horizont eine
tragende Rolle spielen.
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Diese beiden künstlerischen Positionen zu Beginn, sind das beste Beispiel für die Wirkungskraft von Themenausstellungen, zu erkennen wie unterschiedlich wir alle das auffassen, was wir sehen und wie wir es zur Sprache bringen. Was uns an dem Gesehenen und Erlebten fasziniert, was wir aus einer Situation hervorheben, was wir festhalten wollen.
Auch bei den nächsten drei Künstler:innen ist das Thema der Landschaft auf ganz eigene Weise malerisch umgesetzt worden.
Die
Landschaften von
Iris Gess z.B.
strahlen eine eigenartige Ruhe aus. Sie beherbergen keine Menschen
und zeigen in den meisten Fällen keine Handlungen. Ein Wechselspiel
zwischen einem ruhigen Himmel und der darunter liegenden Landschaft.
Eher Flächen als Details. Durch
den erkennbar gleichmäßigen Farbauftrag und die ineinander
fließenden Farbflächen, wirkt es als würde ein leichter Wind
hindurchziehen, ansonsten nur Stille. Die klare Reduktion der Szene
wird verstärkt durch eine minimalistische Farbwahl.
Zwar
wirken Gess‘ Landschaften verlassen, aber durch ihre besondere Art
nicht im geringsten bedrohlich.
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In
Renate
Schildmanns Ölmalereien
geht es fast genauso ruhig zu. Aber nur fast.Ihre
Landschaftsdarstellungen des norddeutschen Himmels über dem Meer
zeugen von der Faszination der Künstlerin für die Weite der
Landschaft und die hier zu findenden Wolkenformationen. Mit einer
dezenten aber nuancierten Farbwahl bannt Schildmann ihre Impressionen
auf die Leinwand.
Für
sie
ist die ostfriesische Landschaft ohne den Wind nicht denkbar, er ist
Lebendigkeit und Leben und bringt stets Veränderung. In diesem Sinne
versteht Schildmann ihre Werke als eine Huldigung ihrer Heimat.
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In
gänzlich anderer Weise kommen die Werke von Katja
Zwezerijnen
daher: Bunt, expressiv und voller Leben. In der Malerei befasst sie
sich ganz intuitiv mit den Dingen und Situationen, die sie
interessieren und bewegen. Daher wundert es nicht, dass Sie
anlässlich dieser Ausstellung einige neue Werke geschaffen hat, da
die Landschaft bisher weniger Thema in ihrer Kunst war.
Sie
hat sich dieser neuen Herausforderung gestellt und sich für ihre
Werke vom Dollart und von Aufenthalten an der Küste inspirieren
lassen. In abstrahierter Form hat Zwezerijnen ihre Eindrücke
festgehalten und teilt so, mit uns als Betrachter:innen, ihre Freude
an der Kunst.
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Von den malerischen Techniken, die überwiegend in abstrahierter und reduzierter Weise das Thema behandelt haben, kommen wir nun zur direkten Abbildung der Landschaft durch Fotografie.
Michael
Schildmann ist
bekannt
für
seine Momentaufnahmen der ostfriesischen Landschaft und seine
dokumentarische Fotografie. Die hier gezeigten Werke verbinden auf
eine Art beides miteinander. Auf seinen Pilgerreisen durch Norwegen,
die er fotografisch festgehalten hat, erinnerte ihn der Blick in den
Himmel an die ihm so vertraute Weite in Ostfriesland.
Wolkengebilde
und ihre unterschiedlichsten Formationen haben ihn seit jeher
inspiriert. Daher lag es nahe den norwegischen Himmel in seiner Weite
und Vielfältigkeit festzuhalten. Die dafür angewandte
Panoramafotografie macht das Erleben für uns noch intensiver.
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Wo
bisher nur die Umgebung, die Natur Gegenstand der Kunstwerke war,
wird es bei Annette
Blumenhofer
figürlich. In ihren aus Keramik hergestellten Objekten und Figuren
ist die Verbindung zu Ostfriesland und der hier herrschenden „steifen
Brise“ deutlich zu erkennen.
Die
in Friesennerz, Gummistiefel und Wollmütze gekleideten Charaktere
zeigen die direkte Auswirkung des wüsten Wetters und des Windes:
Gegen den Wind gestreckte Körper, verwehte Haare, zugekniffene
Augen.
Hinter
den typischen Attributen, die sie für ihre Figuren wählt, liegt
immer auch ein leichtes Augenzwinkern, eine Hommage an die
ostfriesische Region.
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Von der Keramik wandern wir weiter zur letzten Gattung der ausgestellten Kunstwerke: der Bildhauerei. Ob in Holz oder in unterschiedlichstem Stein, haben sich die folgenden drei Künstler:innen mit dem Thema der Landschaft in abstrakter, aber auch figürlicher Weise befasst.
Jo
Frömbgens Arbeiten
bieten uns als Betrachtende einen visuellen Bezugspunkt, den wir
wiedererkennen und auflösen können, vor allem im Kontext der
beschreibenden Titel seiner Werke wie „Januskopf“, „Stillstand“
oder „Sinne“.
Seine
künstlerische Intention jedoch geht deutlich darüber hinaus. Mit
den unterschiedlichsten Materialien wie Beton, Diabas (ein
vulkanisches Ergussgestein) oder Blei, ergründet er in seinen
Figuren, die Beziehung zwischen uns Menschen und der Natur, die
emotionale Verbindung zwischen uns und seinen Werken immer im Fokus.
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In
den Skulpturen von Michaela
Gottschalk finden
sich sowohl Tiere wie auch abstrakte Formen wieder. Charakteristisch
für Gottschalks Arbeit ist der Kontrast zwischen bearbeiteter und
unbearbeiteter Oberfläche des Steins. Weiche, glatte Seiten und
Rundungen stehen den grob behauenen Flächen gegenüber und ergeben
ein stimmiges Ganzes.
Mit
den hier gezeigten Tieren, allesamt Vögel, verbindet die Künstlerin
den Aspekt der Freiheit: im Himmel mit dem Wind zu spielen.Für
eben jenes Spiel mit dem Wind stehen auch ihre abstrakten Objekte,
deren Öffnungen den Wind einfangen und leiten.
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Als
letzte Künstlerin dieser Gattung möchte ich Ihnen gerne die
Skulpturen von Richarda
Menger
vorstellen. Ob in Holz oder in Stein, ihre Arbeiten sind
gekennzeichnet durch einen meist vertikalen Aufbau der Objekte, die
durch ihre spezielle Bearbeitung wie zerfurchte, aufgeschichtete oder
gefächerte Flächen wirken.
Den
Widerstand des harten Ausgangsmaterials sichtbar machen, vor allem
beim Holz, sowie den Stein bewegt und leicht wirken zu lassen sind
ihr künstlerischer Antrieb. Das Werk mit dem Titel „Die Welle ist
das Meer“ zeigt die fließende Bewegung des Wasser im Kontrast zum
starren Stein sehr eindrucksvoll.
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Die
ausgestellten Werke bewegen sich zwischen Naturalismus, Abstraktion
und Reduktion. Ihr Fokus liegt auf bestimmten Landschaftssujets,
einem bestimmten Merkmal der Landschaft, der Atmosphäre, der
Stimmung. Das
verbindende Element ist hier die Natur: der Wind als ein Teil davon.
Einige
Kunstwerke stellen den Wind als unabänderlichen Teil der Landschaft
dar, vor allem der Ostfriesischen, zu erkennen an der Formung der
Landschaft, den Wellen, den Wolken. Andere
Werke, vor allem die Skulpturen, stehen
im Wind und wirken mit ihm
zusammen,
oder zeigen die Auswirkungen des Windes auf den Körper.
Der Wind als Inspirationsquelle, der uns dorthin trägt wo es Spannendes zu entdecken gibt.
Er ist in seiner Natur nicht mit dem Auge zu erkennen, sondern braucht immer einen Mitspieler: Blätter, Wolken, Sand, Wasser, Gras oder Künstler:innen. Dann übernimmt der Pinsel oder der Meißel die Funktion des Windes. Er treibt und formt, macht in seinem Duktus den Wind sichtbar und erzählt uns am Ende ein Geschichte.
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An dieser Stelle möchte ich noch auf die spannende Zusammenstellung und die Wirkungsmacht der Werke von Willy Bitter verweisen, die auf der Tenne und im Garten präsentiert sind. Die Malereien und Objekte Bitters werden den regelmäßigen Besucher:innen der Kunstscheune zwar gut bekannt sein, aber ein neuer Blick aus der Perspektive des Erzählens, eröffnet vielleicht neue Zugänge.
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Seien Sie aufmerksam und fragen sich: Welches Werk erzählt mir am meisten?
Viel Freude beim Hinhören und vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!
Finissage/Konzert
Sonntag, 28. September 2025 17.00 Uhr
Jan Cornelius & Dreeklang
Ostfriesischer Liedermacher im Dreeklang-Ensemble
mit Christa Ehrig und Klaus Hagemann
Folk, Chanson, Liederlyrik auf Plattdeutsch
Eintritt 15 €
Anmeldung unter Mobil/Whatsapp 0173 - 6 76 55 73
oder mail@irisgess.de
KUNSTSCHEUNE
Jemgumgaste 2a, 26844 Jemgum
Mobil 0173 - 6 76 55 73
mail@irisgess.de
www.gess-kunstmanagement.de